Katarische Erotik - Impressionen aus Doha

Ein paar wenige Bilder zeigen, was in den letzten zwanzig Jahren in Doha passiert ist. Keiner der Wolkenkratzer hat mehr als zwanzig Jahre auf dem Buckel. Weitere sind in Bau. Der höchste hätte 562 Meter hoch sein sollen, doch der Plan des Baus des Doha Convention Center Tower wurde im letzten Jahr gestrichen.


Noch nicht endgültig finanziert ist der Bau des Wolkenkratzers der Nationalbank, der irgendwann einmal zwischen 510 bis 535 Meter (hierzu gibt es unterschiedliche Daten) hoch in den Himmel ragen soll. Das wäre je nach Höhe dann Rang fünf oder sechs in der Welt.


Zum Vergleich: Das höchste Gebäude Europas steht in Moskau. 339 Meter ist der Mercury City Tower hoch. Das reicht nur für einen popligen 42. Platz. In Deutschland misst der Commerzbank Tower 259 Meter – Platz 210. Hamburgs höchstes Gebäude ist der noch immer nicht fertige aber sehr beliebte Bau der Elbphilharmonie (110 Meter).


Meine persönliche Meinung: Meines Wissens gab es in Hamburg zwei Phasen, in denen an die Errichtung solcher Ungetüme ernsthaft gedacht wurde. In den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts wollten die Nazis unter anderem eine riesige Parteizentrale samt der größten Halle der Welt direkt an der Elbe bauen. Ihr eigener Größenwahn kam ihnen in die Quere.


In der CDU gab es in der Regierungszeit des Ole von Beust Ideen für Wolkenkratzer, weshalb ein recht reger Austausch mit der Partnerstadt Chicago stattfand. Auch diese Träumereien wurden glücklicherweise niemals Realität. Als gebürtiger Frankfurter kann ich nur sagen, dass diese Dinger immer für Zug sorgen und in Hamburg gibt es davon gewiss genug.


Doch lasst die Bilder auf Euch wirken.

Katar 2015 Handball-WM
Das nationale Olympische Komitee wirbt (verzweifelt) um Fans für die WM
Handball-WM Katar 2015
Dieses Phallussymbol hat den schönen Namen Burj Qatar - 2012 preisgekrönt als bester Wolkenkratzer der Region
Handball-WM Katar 2015
Bei Sonnenuntergang wirkt das gute Teil noch erotischer - und das im prüden Katar
Handball-WM Katar 2015
Okay, den unteren Teil des Bildes hätte man wegnehmen können/sollen - aber so wirkt es noch ein wenig lebendiger
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Doha - Erste Eindrücke

Es begann alles 2004. In jenem Jahr verloren die deutschen Tischtennis-Männer im Endspiel 0:3 gegen Seriensieger China und holten Silber bei der Weltmeisterschaft. Warum ich dies hier erwähne? Diese Weltmeisterschaft war der Auftakt von einer ganzen Serie von Titelkämpfen in Katar. Seither folgten diverse Asienmeisterschaften, wurden Weltmeister gesucht bei den Gewichthebern, bei den Leichtathleten in der Halle, beim Squash und einigen anderen Sportarten. Der Titelkampf im Handball ist nun der nächste Höhepunkt, aber nur ein Zwischenschritt im „Vision 2030“ genannten Konzept des Wüstenstaates.


Denn weitere Weltmeisterschaften in zahlreichen Olympischen Sportarten werden fast jährlich folgen. Darunter sind solche Schwergewichte wie die Leichtathletik-WM 2019 oder die Straßenrad-WM 2016 zu finden. 2022 wird mit dem Fußball der nächste Meilenstein auf dem Weg zum eigentlichen Ziel folgen: Olympia 2028 oder 2032. Die Vierschanzentournee ist hingegen noch nicht im Portefeuille der Kataris. Aber nichts scheint mehr unmöglich.


Dies ist nämlich der Eindruck, wenn man sich durch die Straßen der Stadt bewegt. Überall wird gehämmert und gebaut. Kräne hieven Bauträger durch die Luft und auch an der Corniche, der Prachtpromenade wird fleißig gewerkelt. Bei einer Tagesmaximaltemperatur von gerade einmal 20 Grad Celsius war das heute sicherlich recht angenehm. Ab April, wenn 30 Grad der Durchschnitt sind, bis hin zu 45 Grad in den Sommermonaten, wird das mit Sicherheit ganz anders aussehen.


Schließlich befinde ich mich hier an einem der eigentlich unwirtlichsten Gegenden des Planeten. Außerhalb der Stadt würde ich, auf mich alleine gestellt, gewiss keine Woche im Geröll der Wüste überleben. Es fällt auf, dass kaum Tiere zu sehen sind, ob am Himmel oder auf dem Boden. Dies gilt auch für die Grünanlagen, für deren Bewässerung gewiss Unmengen von Wasser benötigt werden.


Der Verkehr der Stadt wird klar durch das Auto bestimmt. Zweirädriges, ob Fahr- oder Motorrad, ist höchst selten zu sehen. Der öffentliche Nahverkehr besteht aus wenigen Buslinien. Fußgänger haben es meist schwer, da die Fußwege plötzlich aufhören können oder teilweise an größeren Straßen auch gar nicht existent sind. An der Corniche allerdings kann man über viele Kilometer flanieren.


Nach wenigen Minuten traf ich auch schon auf die ersten Flutlichtmasten. Der Sport ist in Doha zumindest an allen Ecken und Enden präsent. Überall sind Plakate zu sehen, auf denen auf verschiedene Veranstaltungen hingewiesen wird. Wobei natürlich auch Falkenjagd und Kamelrennen nicht fehlen dürfen. An der Strandpromenade folgen im Abstand von wenigen Hundert Metern Stationen mit Fitnessgeräten, die entfernt ein wenig an Trimm-Dich-Pfade erinnern. Dort sieht man auch immer wieder mal Bewohner, teilweise samt Familie, Übungen absolvieren.



Dies ist nun wiederum im Interesse der Herrscherfamilie, die als sportbegeistert gilt. Einen Grund für die vielen Sportereignisse im Land muss es ja geben. Der aktuelle Emir, Tamim bin Hamad Al Thani, gründete 2005 die Firma, die heute unter anderem den französischen Fußballmeister Paris St. Germain besitzt. Zudem ist er seit dreizehn Jahren Mitglied des IOC.


Sport hat aus seiner Sicht verschiedene Funktionen. Einerseits sieht er darin ein Investment in die Zukunft, also einen ökonomischen Faktor. Außerdem ist natürlich der Leuchtturmeffekt des Sports nach außen nicht zu vernachlässigen, was das Sponsoring beim FC Barcelona rechtfertigt. Dieser Faktor ist natürlich auch bei den Großereignissen wie der Handball-WM ein gewichtiger Grund.


Aber Al Thani weiß natürlich ebenso: „Gastgeber erstklassiger Sportereignisse zu sein, ist ein ungeheuer kraftvolles Instrument für den Aufbau einer gesunden und einigen Gesellschaft. Das ist der Grund, warum diese ein fundamentales Teil unserer nationalen Entwicklungsstrategie sind.“


Eben, Al Thani weiß, 90 Prozent der hier lebenden Menschen sind keine Kataris, sondern Gastarbeiter mit eingeschränkten Rechten. Auf den Straßen geht es sehr friedlich zu, Polizei in Uniform sah ich kaum. Doch das kann sich aufgrund der ökonomischen Ungleichheiten natürlich irgendwann auch einmal ändern - trotz der ungeheuren Rohstoffvorkommen der Insel.


So weit zu den ersten Eindrücken aus Doha. Morgen steht um elf Uhr eine Trainingsstunde der deutschen Mannschaft auf dem Programm. Vorher muss ich mich noch offiziell akkreditieren. Zum Abschluss daher noch eine Anekdote: Unweit meiner Unterkunft ist das Coral Hotel. Von dort sollen Medienshuttles zu verschiedenen Veranstaltungsorten fahren.


Natürlich ist das aus Kostengründen höchst interessant. An der Rezeption wussten die Angestellten aber angeblich von nichts, obwohl sie in einem offiziellen Medienhotel arbeiten. Enttäuscht verließ ich das Foyer. Plötzlich kam mir ein junger Mann mit Arbeitskarte der Weltmeisterschaft um den Hals hinterhergerannt. Es stellte sich heraus, dass er das Gespräch beiläufig mitbekommen hatte. Natürlich würde ich einen Shuttle für den nächsten und allen folgenden Tagen bekommen.


Beste Grüße aus Doha


P.s.: Bei meinem Gastgeber verfängt die Strategie des Herrschers noch nicht: „Wir können uns über alles unterhalten, was Politik und Gesellschaft betrifft. Aber von Sport habe ich keinerlei Ahnung.“


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Handballweltmeisterschaft in Doha/Katar

Eigentlich wollte ich den Blog mit Zeilen eines passenden Punksongs beginnen. Doch Punk und Wüste berühren sich seltener als es natürlich innerhalb des Genres mit den direkten Konfrontationspunkten der Jugendbewegung (unmittelbare soziale Probleme) der Fall ist. Hinzu kommt, dass der vielleicht bekannteste Song, der weitestgehend dem Thema zuzuordnen ist, 1991 von den Marines der US-Streitkräfte im zweiten Golfkrieg brutal missbraucht wurde. Joe Strummer hätte beim Texten zehn Jahre zuvor nie geglaubt, dass ein von ihm geschriebener Song einmal zu einer Kriegshymne werden könnte. Doch genau das geschah mit Rock the Casbah.

 

Es geht also ohne Punksong in die Wüste. In der nächsten Woche beginnt die Handball-Weltmeisterschaft im Wüstenstaat Katar. Auch das hätten bis vor wenigen Jahren nur wenige Menschen geglaubt: Ein solches Großereignis im Sand. Aber das ist schon der erste Irrtum. Die Wüste Katars besteht meist aus Geröll und Kies und selten aus Sanddünen.

 

Einige Fakten zu Katar (laut Wikipedia):
Katars Regierungsform ist alles andere als demokratisch. An der Spitze einer absoluten Erbfolgemonarchie herrscht ein Emir, und zwar: Scheich Tamim bin Hamad Al Thani . Es leben 2,1 Mio. Einwohner auf einer Fläche, die in etwa so groß wie Holstein ist (das Bundesland Schleswig-Holstein weist zirka 15.800 Quadratkilometer auf. Und davon entfernt ihr im Gedanken alles was nördlich des Nordostseekanals bzw. Kiels vorzufinden ist). Von den 2,1 Mio. sind gut 1,8 Mio. Gastarbeiter. Diese kommen meist aus Indien oder Pakistan. Seit 1950 (47.000) gab es aufgrund reicher Öl- und Gasvorkommen eine Bevölkerungsexplosion. Das Pro-Kopf-Einkommen ist mit über 100.000 Dollar pro Einwohner das höchste der Welt, was auch auf den CO2-Ausstoß zutrifft.

Zum allerersten Mal findet eine Handballweltmeisterschaft nur in einer Stadt statt, und zwar in Doha, der Kapitale des Landes. Dort tummeln sich über 1,3 Mio. Menschen. Allerdings ist das auch nicht ganz korrekt. Was von deutschen Medien meist übersehen wird, ist die Tatsache, dass die Haupthalle außerhalb Dohas in Lusail City liegt. Dort sind zahlreiche Hotels, Büros und Wohnhäuser geplant. In der Retortenstadt sollen in Zukunft über 200.000 Menschen leben. Vorerst begnügt man sich dort mit der Lusail Multipurpose Hall, die im Herbst 2014 fertiggestellt wurde. Mit Platz für 15.300 Fans ist diese zugleich die Haupthalle des Turniers, in der die Eröffnungs- ebenso wie alle deutschen Partien, Halbfinale und das Endspiel stattfinden werden. Lusail City soll bis zur Fußball-WM 2022 fertiggestellt sein. Dort soll sich dann das größte Stadion des Landes befinden, welches auch als Endspielort dienen wird. Die beiden anderen Hallen (ebenso neu gebaut) befinden sich hingegen tatsächlich in Doha und weisen ein Fassungsvermögen von 7.700 bzw. 5.500 auf.

 

Das schreibt und liest sich alles recht skurril. Ich bin sehr gespannt, was mich ab Dienstag vor Ort erwartet. Die deutsche Mannschaft wird am Dienstag ebenso nach Doha fliegen. Dies wird sie als Außenseiter tun trotz des gestrigen klaren 32:24 (14:16) Erfolgs gegen Tschechien. Zu den Aussichten des deutschen Teams werde ich mich später an dieser Stelle äußern.

In den nächsten Tagen wird es auf dieser Seite nicht nur um Handball gehen. Ich will versuchen auch andere sportliche Ereignisse zu er- und verarbeiten. Außerdem werden die kulturellen wie auch politischen Begebenheiten großen Raum einnehmen. Hoffe ich zumindest. Noch aber ist Hamburg der Mittelpunkt und deshalb der Hinweis auf das Hallen-Masters der Frauen am Sonntag ab 11 Uhr in der Alsterdorfer Sporthalle.

 

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende

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