Der König ist tot. Die Karawane zieht weiter.

Es ist einiges los in Katar. Nebenan ist der König mit über neunzig Jahren gestorben. Das scheint ein Ereignis von immenser Wichtigkeit zu sein. Nicht nur hier, sondern auch in Großbritannien, was dort teilweise kritisch gesehen wird. Hatten die Briten beispielsweise auch für Francois Mitterand oder Willy Brandt, immerhin Nobelpreisträger, bei dessen Tod die Flaggen auf Halbmast gesetzt? Ich weiß es nicht. Fände ich aber interessant zu wissen. Werden sie es gar für Fidel Castro tun? Auf Kuba dürfen Frauen natürlich am Lenkrad eines PKW sitzen, ohne dafür belangt zu werden. Saudi-Arabien ist hingegen bekanntlich einer der Staaten, der nicht nur in Sachen Frauenrechte ganz hinten anzutreffen ist.


Der Nachfolger des toten Königs wurde schnell gefunden. Der nächste Greis ist an der Macht. Der bringt es auf 79 Jahre und ist durch einen Schlaganfall aus dem letzten Jahr sichtlich angeschlagen. Interessant sind dabei zwei weitere Punkte. Eine saudische Flagge wird niemals auf Halbmast gesetzt, da immer auch das islamische Glaubensbekenntnis auf dieser abgebildet ist. Und noch einmal zurück zu den Briten. Die lagen vor fünfzig Jahren mit den Saudis ordentlich im Clinch. Der Grund ist natürlich ein ökonomischer. Die britischen Ölfirmen (BP) hatten beste Verbindungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), die amerikanischen zu den Saudis.


Den Refrain des Karnevalliedes der Höhner habe ich mir erlaubt, ein wenig zu ändern. Der neue König ist also schon da. Die Karawane kann weiterziehen. Abdullah ibn Abd al-Aziz Al Saʿud starb an einer Lungenentzündung wie auch sein Vorgänger. Mit der Lunge ist also auf der Halbinsel nicht zu spaßen und auch ich liege hustend mit Fieber in einem abgedunkelten Raum. Allerdings rechne ich nicht mit meinem baldigen Ableben. Das wird sich wieder einrenken.


Der Zufall wollte es, dass gestern Saudi-Arabien auf Deutschland bei der Handball-WM traf. Ebenso wie die deutsche Auswahl darf das Königreich nur aufgrund einer sehr umstrittenen Wildcard teilnehmen. Der Hintergrund ist, dass die eigentlich qualifizierten Bahrain und Vereinigten Arabischen Emirate aus politischen Gründen zurückzogen. Politische Gründe? Um es mal so zu sagen: Katar gilt als Förderer der muslimischen Brüderschaft in diversen Staaten. Bahrain und die VAE bekämpfen diese.


Es ergab sich folglich die Chance, zwei Wildcards zu verteilen. Island bekam eine, die man damit begründete, dass deren Mannschaft nur knapp an der Qualifikation gescheitert war, also aus Leistungsgründen. Bei Saudi-Arabien kann davon keine Rede sein. Der Vizemeister Asiens ist Südkorea. Die Saudis stellen eine dritt- oder viertklassige Mannschaft, die bei so einem Turnier nichts zu suchen hat. Doch scheinbar wollte man dem großen Nachbar aus strategischen Gründen beim Turnier unbedingt dabei haben. So funktioniert also die Wildcard-Vergabe beim IHF, dem Welthandballverband.


Dass Deutschland ebenso eine Wildcard erhielt, war der nächste Skandal, denn dafür wurde das qualifizierte Australien mit fadenscheinigen Gründen aus dem Turnier entfernt. Man konnte sich beim IHF wohl nicht vorstellen, das Turnier in Katar ohne den weltgrößten Nationalverband durchzuführen. Deshalb mussten die Australier dran glauben. Immerhin ist das deutsche Team im Gegensatz zu den Saudis in der Lage mitzuhalten und wie wir nun wissen auch weit mehr als das.


Auf das gestrige Match weiter einzugehen erübrigt sich fast. Dagur Sigurdsson hatte eine erste Änderung an seinem Kader vorgenommen. Fabian Böhm musste dem Magdeburger Matthias Musche weichen. Grund für die Maßnahme war, einen zusätzlichen Linksaußen im Team zu haben. So konnte Uwe Gensheimer die Partie komplett auf der Bank neben seinem Clubkollegen Patrick Groetzki verbringen. Deren Ersatzmänner Musche und Johannes Sellin waren mit je elf Treffern die erfolgreichsten Schützen auf dem Feld.


Sigurdsson ließ fast nur den den erweiterten Kreis seiner sonstigen Starting 7 ran, lediglich Martin Strobel mischte anfangs noch mit. Silvio Heinevetter stand die gesamte Spielzeit über im Tor. Die Mannschaft gewann klar mit 36:19. Saudi-Arabien bot keinen Feldspieler mit über 1,85 m auf. Das sagt schon alles.


Aus gesundheitlichen Gründen war ich gestern und vorgestern nicht in der Halle und verpasste so die Trauerminute für den verstorbenen König. Saudi-Aarabiens Karawane zieht weiter in den President's Cup und wird darum kämpfen nicht Letzter des Turniers zu werden, was eine Überraschung wäre.


Die Truppe von Sigurdsson trifft am Montag im Achtelfinale auf Ägypten, das für mich etwas überraschend gegen Island zum Abschluss der Gruppenphase unterlag und deshalb noch auf Rang vier rutschte. Die Nordafrikaner können ein sehr unangenehmer Brocken werden. Den Schweden haben sie einen Punkt in der Vorrunde geklaut.

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