Deutschland nach Festival gegen Dänemark vor dem Gruppensieg

Im bisher besten Match der WM wurden die Punkte zwischen Dänemark und Deutschland am späten Abend gerecht verteilt. Die Fans feierten zwei sehr engagierte Teams, die sich am Ende 30:30 trennten. Damit steht die deutsche Auswahl kurz vor dem Gruppensieg.


Dagur Sigurdsson stellte heute erstmals Carsten Lichtlein von Beginn an ins Tor. Dieser hatte gleich ordentlich zu tun, denn es entwickelte sich ein sehr temporeiches Spiel, in dem die Dänen nach Gegentoren immer wieder versuchten durch die schnelle Mitte zu Toren zu kommen.


Ball um Ball landete in beiden Toren. Torjäger Mikkel Hansen (6 Tore) wurde von der deutschen Defensive immer wieder in die kurze Deckung genommen. Dessen Trefferquote wurde so auf 55 Prozent minimiert. Ein Knackpunkt im dänischen Spiel war die zweite Zeitstrafe gegen Rene Toft Hansen (2 Tore), die dieser schon in der 25. Minute erhielt. Danach gelang diesem kein Tor mehr.


Zur Pause stand es 16:16. Auffällig war, dass Uwe Gensheimer und Steffen Weinhold mit zusammen neun Treffern erneut für über 50 Prozent der Erfolgserlebnisse verantwortlich zeichneten. Bei den Dänen hatte zu diesem Zeitpunkt kein Akteur mehr als drei Tore erzielt.


Die Stimmung in der Halle war ausgezeichnet. Zwei große Fanblöcke machten Dampf. Andererseits ist man auf niedrigem Niveau diesbezüglich auch recht schnell befriedigt, wenn man die meisten anderen Spiele der WM als Maßstab heranzieht. Die offizielle Zuschauerzahl wurde mit 2.000 angegeben. Das mag hinkommen.


Doch zurück zum Geschehen auf dem Feld, welches im zweiten Durchgang an Dramatik gewinnen sollte. Silvio Heinevetter löste mit Wiederbeginn Lichtlein ab. Übrigens sollte heute keiner der vier agierenden Torhüter auf eine Quote von dreißig oder mehr Prozent gehaltene Bälle kommen.


Man hatte das Gefühl das Tempo würde von den Dänen noch einmal angezogen werden, da das deutsche Team sich eine Führung von drei Toren erkämpfte – nach einem Treffer des wurfgewaltigen Weinholds (8 Tore) in der 51. Minute zum 27:24.


Die Dänen gaben sich zu keinem Zeitpunkt geschlagen, erzwangen durch Hansen und Hans Lindberg zweimal den Ausgleich. Als Letzterer eineinhalb Minuten vor dem Ende gegen Lichtlein, der in der 57. Minute wieder zu seinem Arbeitsplatz zurückgekehrt war, per Strafwurf traf, wurde es noch einmal ganz eng für die deutsche Mannschaft. Denn sie musste bis zum Schlusspfiff in Unterzahl agieren.


Nun offenbarte sich der Unterschied zwischen einem guten international erfahrenen Team und manch anderer Mannschaft bei diesem Turnier. Lichtleins Vorderleute schafften es tatsächlich, den Ball bis zum Ende nicht mehr herzugeben. Gestern hatte ich bei ähnlichen Situationen den Iran beobachtet, der regelmäßig schon nach dreißig Sekunden das Spielgerät wegen Zeitspiels abgeben musste.


Die vermeintlich leichtesten Gegner der Gruppe warten nun auf die deutsche Mannschaft. Am Donnerstag geht es gegen Argentinien, zum Vorrundenabschluss am Samstag gegen Saudi-Arabien. Zwei Siege wären gleichbedeutend mit dem Gruppensieg. Bei einem Punktverlust gegen Argentinien würde voraussichtlich das Torverhältnis über diesen entscheiden.

Handball-WM Katar
Der dänische Fanblock in vollen Farben mit Kreuz - dem Dannebrog.
Handball-WM Katar 2015
Der deutsche Fanblock war keinesfalls kleiner, nur nicht so auffällig in den Farben.
Handball-WM Katar 2015
Man beachte die erneut recht einseitige Torverteilung beim deutschen Team in der ersten Hälfte
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Die Ehrenplätze waren zur Abwechslung mal gut besucht - war ja auch ein Klassiker auf dem Feld zu sehen.
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Vorschau auf das Spitzenspiel Dänemark - Deutschland

Heute Abend geht es um den Gruppensieg - keine Frage. Ein Punkt würde dem deutschen Team dazu voraussichtlich reichen. Dann könnte sich die Mannschaft wohl einen weiteren Punktverlust gegen Argentinien leisten. Der letzte Gegner Saudi-Arabien wird dann lediglich eine besonders niedrige Hürde darstellen.


Die Ausgangslage ist also vor dem dritten Spiel optimal, da die Dänen selbst überraschend gegen Argentinien einen Punkt zum Auftakt abgaben. Das kann passieren und wird im Königreich nicht als besondere Belastung gesehen.


Bundestrainer Dagur Sigurdsson lobte gestern auf der Pressekonferenz seine bislang stabile Abwehr und die gute Torhüterleistung. Er mahnte aber auch, dass „ein Angriffsspiel ohne Biss gegen Dänemark tödlich ist, weil die Dänen dies schnell mit Gegenstößen bestrafen.“ Die Dänen seien in dieser Kategorie wohl das beste Team der Welt.


Dabei wird Sigurdsson insbesondere an die pfeilschnellen Außen gedacht haben. Mit Anders Eggert, Casper Mortensen, Hans Lindberg und Lasse Svan ist das Team auch in der Tiefe auf diesen Positionen exzellent besetzt. Das wird heute ein interessanter Vergleich mit Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki werden. Auf tolle Zweikämpfe dürfen sich die Fans freuen.


Doch es sind nicht nur die Konter und Außen, die den dänischen Fans Freude bereiten. Das Team ist gespickt mit Stars, die zur Elite des europäischen Handballs gezählt werden. Das beginnt mit Niklas Landin im Tor, führt über Mikkel Hansen im Rückraum und endet bei den Toft-Brüdern bzw. Jesper Noddesbo am Kreis.


Die dänische Mannschaft gehört seit Jahren zur absoluten Weltelite. Bei den letzten neun Europa- und Weltmeisterschaften kam das Team immer unter die ersten Fünf, landete dabei sieben Mal auf dem Treppchen und holte zwei Kontinentaltitel. Einzig der Sprung nach ganz oben bei einer Weltmeisterschaft oder Olympischen Spielen fehlt noch. Bei den letzten zwei Weltmeisterschaften verloren die Skandinavier das Endspiel.


Im letzten Frühjahr wurde der Trainer gewechselt. Ulrik Wilberg beendete seine erfolgreiche Ära und wurde durch Gudmundur Gudmundsosn ersetzt. Der Isländer gewann als Coach mit seinem Heimatverband 2010 Bronze bei der EM in Österreich und 2013 mit den Rhein-Neckar Löwen den EHF-Pokal. Der 54-Jährige lässt nun aggressiver verteidigen als sein Vorgänger und will so das noch fehlende Quäntchen herauskitzeln.


Zum Auftakt gegen Argentinien kamen die dänischen Stärken noch nicht zum Tragen. Es reichte gerade einmal zu zwei Tempogegenstoßtoren. Das muss sich ändern, will man gegen die so schwungvoll gestartete DHB-Auswahl bestehen. Die Torausbeute von Torjäger Hansen wurde ebenso auf zwei Tore von den Argentiniern limitiert. Der anschließende Spaziergang gegen Saudi-Arabien wurde im Schongang erledigt. Der sich daraus ergebende Vorteil Kräfte gespart zu haben, könnte heute Abend den Ausschlag geben.


Trotzdem hat Sigurdsson natürlich nach den zwei Siegen gegen Polen und Russland allen Grund von einem Duell auf Augenhöhe zu sprechen, welches „von der Tagesform entschieden wird.“ Ich sehe das ein wenig anders und denke, dass Dänemark weiterhin in der Favoritenrolle steckt. Mein Tipp lautet deshalb auch 3 vor für Dänemark. Vor allem dürfen sich die Zuschauer auf eine stimmungsvolle Halle freuen, denn es sind auch zahlreiche dänische Fans in der Stadt.


Anwurf ist heute ausnahmsweise um 19 Uhr MEZ. Alle anderen deutschen Spiele der Vorrunde starten um 17 Uhr. Der übertragende Pay-TV-Sender Sky zeigt sich mit den Einschaltquoten bislang sehr zufrieden. Was den Verdacht weckt, dass die Verantwortlichen einen guten Riecher für Lücken besitzen.

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