Premiere gelungen am düsteren Ort

Da das erste Heimspiel der Saison gegen die Rüsselkäferinnen aus Jesteburg aufgrund eines nicht enden wollenden Gewitters abgebrochen war, feierte die Erste Frauen des FC St. Pauli nun am Sonntag ihr Regionalliga-Debüt beim TV Jahn Delmenhorst. Das dortige Stadion im Stadtteil Düsternort, gesprochen Düstern-Ort und nicht etwa Düster-Nort, wurde folglich Stätte eines historischen Auftritts.

 

Das Wetter passte sich dem Ort des Geschehens an. 45 Minuten vor dem Anpfiff prasselte ein gewaltiges Gewitter auf das ohnehin schon satte Grün. Der gastgebende Jahn hatte sich sehr viel Mühe gemacht. Um die 80 Fans der St. Paulianerinnen waren erwartet worden. Gut 40 waren dann auch angereist. Für diese stand ein Grill bereit, von den gastgebenden Spielerinnen waren selbst gebackene Kuchen vorbereitet worden.

 

Die etwas irritiert wirkenden Gäste mussten vor dem Anpfiff zum extra aufgestellten Einlauftor gerufen werden. Dann konnte es nach Verlesen der Aufstellungen durch den Stadionsprecher auch schon losgehen. Mittlerweile schien sogar die Sonne.

 

Schwierige erste Hälfte

Der Jahn begann schwungvoller. Besonders das schnelle Spiel über die Flügel setzte den St. Paulianerinnen zu. Diese mussten rechts auf die erkrankte Sanna Barudi verzichten, die durch Lynn Isken vertreten wurde. Im Vergleich zum eigentlichen Auftakt saß zudem Vivian Kellner zunächst auf der Bank. Ann-Sophie Greifenberg sollte vor Isken für Betrieb sorgen.

 

Dass es zur Pause 0:0 stand, war eine gute Nachricht für den FC, da einzig die Gastgeberinnen Chancen im ersten Durchgang verbuchten. Julia Hechtenberg, Malin Knodel und Nathalie Heeren zielten aber in der Regel nach guten Kombinationen über die linke Seite zu hoch. Zudem parierte Tara Zimmermann einen Alleingang Anna Mirbachs per Fußabwehr.

 

Als dann auch noch Lena Kattenbeck mit einer Grätsche in höchster Not das scheinbar sichere 1:0 verhinderte, befreite sich St. Pauli doch noch in den Schlussminuten und sorgte neben einigen harmlosen Fernschüssen erstmals für Aufmerksamkeit. Doch Inga Schlegel konnte einen schwierigen Ball nach einer weiten Flanke nicht kontrolliert auf das Tor bringen.

 

Zuvor hatte Torjägerin Nina Philipp für eine Schrecksekunde unter den Fans gesorgt. Nach einem Zusammenprall mit einer Delmenhorsterin war sie auf dem Rasen liegen geblieben und lange am Rücken behandelt worden. Erst nach einigen Minuten war sie aufs Spielfeld zurückgekehrt.

 

Traumtor Mannes

Zu Wiederbeginn wandelte sich das Bild. Die Partie wurde ausgeglichener. Eine Bogenlampe Schlegels sorgte für Raunen unter den gut 80 Zuschauern. Doch das 1:0 fiel nach einem Konter tief aus der eigenen Hälfte, der gekonnt von der vom SV Werder Bremen gekommenen Hechtenberg aus 14 Metern abgeschlossen wurde.

 

Die Antwort der Braun-Weißen erfolgte prompt. Kathrin Miotke schickte den Ball per Steilpass in den Lauf von Verena Mannes an die Strafraumgrenze und diese zeigte fast ungeahnte Qualitäten. Nach guter Ballan- und mitnahme setzte sie sich gegen zwei Verteidigerinnen durch und ließ auch Torhüterin Magdalena Flug per Flachschuss keine Chance.

 

Überhaupt hatte Mannes einen starken Nachmittag erwischt. Immer wieder zeigte sie kraftvoll auf dem linken Flügel, dass sie das Potenzial für knifflige Aufgaben hat. Einen Versuch aus 35 Metern fischte, die etwas zu weit vor dem Tor stehende, Flug gerade noch aus dem linken Eck.

 

Der große Guss zum Ende

Da auch Isken nun zunehmend auf ihrer Seite für Dampf sorgte, hatte St. Pauli sogar Chancen für die Führung. Doch Philipps Freistoß aus 20 Metern wurde von Flug pariert. Linda Sellami und Miotke vergaben im Nachschuss gute Gelegenheiten. Doch auch Delmenhorst war weiter nicht chancenlos. So beförderte Nahrin Uyar freistehend nach einem Konter die Kugel aus sechs Metern über das leere Tor.

 

15 Minuten vor dem Ende donnerte es erneut. Bis zum finalen Pfiff sorgte ein heftiger Schauer dafür, dass jede Teilnehmerin diesen nur völlig durchnässt erlebte. Delmenhorst vergab beste Chancen. Zimmermann blieb erneut im Eins-Gegen-Eins Siegerin und rettete den Punktgewinn.

 

Glück im Pech hatte schließlich Francis Warnecke, die von den Fans aufgrund eines blitzsauberen Tacklings vor der Strafraumlinie schon gefeiert wurde. Zum Entsetzen entschied jedoch die eigentlich aufmerksame Schiedsrichterin Susan Witte auf Freistoß für den Jahn, verzichtete aber auf den mit einem Pfiff dann eigentlich fälligen Platzverweis. An dieser Stelle muss die Fairness der Gastgeberinnen erwähnt werden, die eine denkbare Rote Karte auch nicht einforderten.

 

Wie ist das Remis zu bewerten

St. Pauli verbucht einen etwas glücklichen Punktgewinn beim letztjährigen Fünften, der zum Auftakt auswärts gewonnen hatte. Beide Teams deuteten an, dass sie eine gute Rolle in dieser Saison spielen können. Entsprechend zufrieden zeigte sich nach der Partie auch Trainer Kai Czarnowski  mit dem Punktgewinn: "Nach dem Ausgleich hätten wir sogar gewinnen können. Doch in den letzten zehn Minuten hatte wieder Delmenhorst die besseren Chancen. Ich denke, das Unentschieden geht so in Ordnung."

 

Kapitänin Schlegel bot eine gute Leistung und meinte darauf angesprochen: Ja, dafür arbeite ich auch viel. Doch das Spiel nach vorne muss noch besser werden." Ja, kein Zweifel: Die St. Paulianerinnen sind in der Liga angekommen und sollten mit breiter Brust am nächsten Sonntag um 15 Uhr an der Feldstraße gegen DuWo auftreten.

 

Toller Pokal-Fight der Zweiten

Nicht unerwähnt bleiben soll, eine hervorragende Kampfleistung der Zweiten Frauen, die in einem packenden Fight auf heimischem Grund in der ersten Pokalrunde gegen Altenwerder fast einen 0:3-Pausenrückstand drehten. Dabei sah die Bank der Gäste zwei Platzverweise. Mit einem 3:3 ging es in die Verlängerung.

 

Das vereinzelt von Krämpfen geplagte Team kassierte dann aber kurz vor dem Schlusspfiff durch einen abgefälschten Schuss noch das höchst unglückliche finale Gegentor. Dies war jedoch kein Grund für schlechte Laune. Tages-Kapitänin Babett Ziegan war auch noch Stunden nach dem Abpfiff im Schwelgen über die Leistung des Teams.

 

Warten auf die Aufstelgerinnen
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Endlich: Durch das Einlauftor in die Regionalliga
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Schrecksekunde: Nina Philipp wird lange von Physiotherapeutin Wibke Seneberg behandelt
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Steht die Leiter auf der richtigen Seite?
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Zum Ende fiel der Durchblick schwer
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