Unmittelbar vor der Eröffnung - Eine Einschätzung des katarischen Teams

Es sind nur noch drei Stunden zum Eröffnungsspiel, als ich mit diesem Artikel anfange. Die Hektik im Medienzentrum hat deutlich zugenommen. Gestern herrschte hier noch Ruhe, heute sind viele Arbeitsplätze besetzt.

Der Tag begann mit einer Pressekonferenz der deutschen Mannschaft. Allgemeine Einschätzungen von Oliver Roggisch habe ich in einem anderen Blog-Eintrag verarbeitet, der schon geschrieben ist und den ich heute Nacht noch veröffentlichen will. An dieser Stelle werde ich mich, insofern ich es schaffe, noch kurz mit dem Team des Gastgebers befassen.


Katar ist einer der Außenseiter des Turniers. Das Achtelfinale ist das Mindestziel. Dies erscheint machbar, denn die Gruppe A ist nicht allzu hochkarätig besetzt. Spanien und Slowenien werden um den Gruppensieg kämpfen, der Rest um das Weiterkommen, also um den vierten Rang. Der Rest ist neben Katar, noch der heutige Gegner Brasilien, Weißrussland und Chile. Allesamt schlagbare Gegner.


Der Gastgeber hat einiges in das eigene Team investiert. Als Trainer wurde nach der letzten WM Valero Rivera verpflichtet. Der hatte damals gerade mit Spanien den Titel gewonnen. Katars Handballhistorie ist eine Bescheidene. Bei der geringen Bevölkerungszahl ist außerdem die Spielerauswahl eine Bescheidene.


Aber im Vergleich zum Fußball gibt es beim Handball eine entscheidende Differenz, die für die Kataris eine wohlfeile Fügung ist. Beim Handball kann ein Spieler, insofern er drei Jahre nicht für seinen Verband angetreten ist, in eine andere Nationalmannschaft wechseln, wenn er den Pass des gewünschten Landes hat. Von dieser Regelung machte Katar in den letzten Jahren fleißig Gebrauch.


Aktuell sind in der katarischen Nationalmannschaft keine Handvoll Spieler zu finden, die im Land geboren sind. Einer der bekanntesten „Neuzugänge“ ist Goran Stojanovic, der im letzten Jahr einen Vertrag über drei Jahre bei El Jaish unterschrieb. Das ist die nächste Besonderheit. Alle Spieler, bis auf den aktuell vereinslosen Danijel Saric, spielen bei einem katarischen Verein.


Allerdings ist der mehrmalige Europapokalgewinner nur wenige Wochen im Jahr in Katar zu finden. Die Arbeitszeiten halten sich in Grenzen, wofür er und seine Mitspieler angesichts der hohen Temperaturen im Sommer auch dankbar sind.

Stojanovics Stellvertreter Saric ist viermaliger spanischer Meister, Gewinner der Champions League. Dieses Tandem lobt Henning Fritz in der Handballwoche als „das beste Torhütergespann aller 24 Teilnehmer“. Vor diesem Duo fehlen die ganz großen Namen, wenn man vom rechten Rückraumspieler Zarko Markovic absieht, der in der letzten Saison für den HSV Hamburg spielte.


Dennoch sind die Aussichten auf das Achtelfinale gut. Erst vor fünf Monaten triumphierte das Team bei den Asienspielen in Südkorea im Finale über den Gastgeber mit 24:21. Zuvor hatten diese 26 Jahre vor eigenem Publikum nicht verloren.

Vom Abschneiden der Mannschaft wird abhängen, ob überhaupt so etwas wie Begeisterung bei diesem Turnier entstehen kann.

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