In der Länge liegt die Würze Teil II

Fast 12 Stunden müssen die Ersten Frauen nun schon an einem Spieltag aufbringen - zumindest wenn es zum weitesten Auswärtsspiel der Saison geht. Die Begegnung beim TSV 07 Burg Gretesch stand an. Der in Hamburg weitgehend unbekannte Klub stellt den zweitgrößten Sportverein in Osnabrück. Das Gründungsmitglied der Regionalliga hatte die letzte Saison auf dem zehnten Rang abgeschlossen.

 

St. Pauli trat personell mit zwei Änderungen im Vergleich zum Sieg über DUWO an. Amke Ihben fiel aufgrund einer Urlaubsreise aus, Lynn Isken nahm auf der Bank einen Platz ein. Sanna Barudi übernahm eine zentrale Rolle in der Innenverteidigung und Vivian Kellner auf der linken Außenbahn.

 

Von Beginn an waren die Gäste vor gut 80 Zuschauern das spielbestimmende Team. Barudi hatte die Zeit, sich immer wieder in den Aufbau einzuschalten. Torhüterin Tara Zimmermann war daher über weite Strecken beschäftigungslos. Gretesch konzentrierte sich auf die Defensivarbeit und vernachlässigte dafür fast alles andere.

Ballbesitz ist nicht alles

St. Pauli kam aber nicht zu Chancen, da Tempo und Genauigkeit fehlten, um die vielbeinige Defensive über die Außen oder Zentrale zu knacken. Das sollte sich bald rächen. Die pfeilschnelle Lisa Drews brach nach einer halben Stunde erstmals durch, setzte den Ball frei vor Zimmermann aber rechts am Tor vorbei.

 

Dieser Warnschuss weckte die Braun-Weißen noch nicht. Erst als in der 40. Minute ein abgefälschter Schuss von Julia Uphaus zum 1:0 in den Maschen landete, dämmerte es den Gästen, dass Feldüberlegenheit im Fußball nicht alles ist. Diese kamen im ersten Durchgang lediglich durch Ann-Sophie Greifenberg und Nina Philipp zu zwei Gelegenheiten.

 

Nach der Pause trat die Elf aggressiver auf und versuchte durch frühe Ballgewinne Druck zu erzeugen. Keine zwei Zeigerumdrehungen später stand es auch schon 1:1. Eine von Philipp weit geschlagene Ecke wurde von einer Verteidigerin erst scharf gemacht, da sie den Ball zurück ins Zentrum köpfte. Dort eilte Kellner heran und erzielte per Kopf den Ausgleich.

Erneut das Beste zum Schluss

Doch Gretesch blieb durch Drews gefährlich. Einen hervorragend gespielten Konter schloss die Stürmerin dann auch zum 2:1 ab. Auch später beschäftigte sie St. Paulis Abwehr. Verena Mannes hatte Glück nach einem Halten keine Verwarnung zu kassieren und Barudi war an der Strafraumgrenze gezwungen, höchstes Risiko bei einem fairen Tackling zu gehen.

 

Aber auch St. Pauli war nicht ohne Gelegenheit, doch wurden die Chancen erst noch vergeben. Trainer Kai Czarnowski nahm Kapitänin Inga Schlegel eine Viertelstunde vor Schluss vom Feld und brachte Ilijana Kljajic, die ihr Pflichtspieldebüt für den FC St. Pauli feierte und noch einmal den Druck auf das gegnerische Tor erhöhte.

 

Wie am vorigen Wochenende konnte die braun-weiße Truppe am Ende noch einmal zulegen. Eine von Greifenberg eigentlich zu kurz geschlagene Ecke wurde von der Deckung ungenügend geklärt. Barudi nutzte die Gelegenheit und schoss in der 82. Minute unhaltbar aus acht Metern zum erneuten Ausgleich ein.

Vier Minuten später wurde Mannes im Strafraum eingesetzt. Sie umkurvte die starke Torhüterin Sabrina Martin und schob den Ball über die Linie. So hatte ich die Szene beobachtet. Bei fussball.de wird dieser Treffer als Eigentor aufgeführt. Hätte ich das gewusst, hätte ich während der langen Rückreise bei Verena nachgefragt, was denn nun richtig sei.

Fans engagieren sich

Der Jubel war wieder groß, doch bis zum Schlusspfiff drückte plötzlich Gretesch und ließ die mitgereisten Fans bei zwei gefährlichen Fernschüssen zittern.

 

Obwohl die Ersten Männer zeitgleich spielten, hatten sich die beiden existierenden Fanklubs mit auf den Weg gemacht. Zum nächsten Heimspiel soll das erstmalig angefertigte Saisontour-Shirt fertig sein. Die Erlöse werden als Spende die Teamkasse füllen. Die weiten Auswärtsfahrten verursachen bisher nicht gekannte Kosten.

 

Da es immer wieder zu Fragen kommt, warum das Team nicht in Trikots des aktuellen Ausrüsters aufläuft an dieser Stelle eine Aufklärung. Die neuen Textilien liegen noch unsortiert in Kartons. Durch den aktuellen Wechsel in der Abteilungsführung stehen derzeit wichtigere Punkte im Vordergrund. Zudem sind die gelieferten Trikots in brauner Farbe und können in der laufenden Saison nur im Pokal verwendet werden, da beim Verband im Frühjahr die Farben Schwarz und Weiß gemeldet wurden.

Ein erstes Fazit

Zurück zur Partie: Das Match wurde verdient gewonnen. Im zweiten Durchgang wurde die Feldüberlegenheit in Tore umgemünzt. Mit sieben Punkten steht das Team glänzend da und hat sich eine hervorragende Ausgangsbasis für die nächsten Wochen geschaffen. "Einfach geil", nannte Barudi die Tabellensituation nach dem Schlusspfiff zurecht dann auch.

 

Doch trotz der allgemein vorherrschenden Euphorie sei angemerkt, dass die absolvierten Partien allesamt eng waren und durchaus auch anders hätten ausgehen können. Besonders positiv sticht aber die Lust am Gewinnen hervor. In allen drei beendeten Spielen ließ sich das Team von Rückständen nicht beeindrucken. Das Team agiert variabler als in der Vorsaison und nimmt so Druck von den Schultern Philipps.

 

Am nächsten Sonntag freut sich die Feldstraße ab 15 Uhr auf den TSV Limmer. Die Hannoveranerinnen stehen mit neun Punkten auf dem dritten Tabellenrang, wobei sie eine Partie mehr hinter sich haben als die Braun-Weißen.

 

Nun noch kurz in eigener Sache. Tommy Molotow hat sich bereit erklärt, die Texte über den Frauenfußball zu redigieren. Dafür von meiner und  - ich gehe felsenfest davon aus - auch von Seite der Leser/innen herzlichen Dank, lieber Tommy!

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Kommentare: 2
  • #1

    Khaled Barudi (Mittwoch, 21 September 2016 17:51)

    Von meiner Seite kann ich nur die Worte meiner Tochter Sanna "einfach geil "

  • #2

    Khaled Barudi (Mittwoch, 21 September 2016 17:52)

    #wiederholen.